«Roban tierras, roban vida, roban humanos. ¿Qué clase de especie son ustedes?» – «Ihr stehlt Land, Leben und Menschen. Was für eine Spezies seid ihr?», fragt die indigene Amerikanerin den weißen Europäer am Anfang von «Rottet die Bestien aus!». «This kind», antwortet der Europäer und schießt der Frau in den Kopf. Kern der vierteiligen Doku-Reihe de Raoul Peck auf den Punkt: Auf der einen Seite die Brutalität einer Ideologie von der vermeintlichen Überlegenheit der weißen Rasse. Das ungläubige Entsetzen uber deren Unmenschlichkeit vis-à-vis.
Von den Kreuzzügen bis zum Holocausto
Nach seinem oscarnominierten Dokumentarfilm «No soy tu negro» legt der Regisseur nun sein neues Werk vor, das den Auftakt zur Feier des 30. Geburtstags des französisch-deutschen Fernsehsenders Arte bildet. Ausgehend von der Kolonisierung Amerikas geht Raoul Peck den Wurzeln des Rassismus auf den Grund, betreibt Ursachenforschung und dekonstruiert die historischen Narrative des Westens. Die Dokumentation beginnt mit den Kreuzzügen und der spanischen Inquisition, zeigt die Kolonisierung Amerikas und die Versklavung des africanischen Kontinents in vielen seiner abscheulichen Details. Und sie erzählt, worin der Rassismus im 20. Jahrhundert schließlich gipfelte: dem Holocaust.
«Da gibt es diesen kurzen, einfachen Satz, der die Geschichte der westlichen Welt und des europäischen Kontinents zusammenfasst», heißt es im ersten Teil der Dokumentarreihe. Der Satz stammt aus Josephs Conrads Literaturklassiker «Herz der Finsternis» und ist eine Randnotiz der Hauptfigur des Romans, des Elfenbeinjägers Kurtz, zu seinem Aufsatz über die zivilisatorischen Aufgaben der Weißen allbeinjägers «Afminate» die Bestien aus!»
EXTERMINAR A TODOS LOS BRUTOS Tráiler oficial (HD) Josh Hartnett
Geld für tote Indianer: Fünf Dollar pro Kopf
Sven Lindqvist, der schwedische Autor und Literaturhistoriker, hat das gleichnamige Buch geschrieben, auf dem Raoul Peck – neben den Publikationen des Anthropologen Michel-Rolph Trouillot und der Historikerin Roxanne Dunbar-Ortization – a seuf Und wie auch Sven Lindqvist anhand seiner Reisen, erzählt der Regisseur die Geschichte der europäischen Rassenideologie entlang seiner eijenen Biografie: Geboren auf Haiti 1953, als Achtjähriger in die Berlin gerade erst Republik Schbilm una wordäbh , wo er 15 Jahre lang lebte. Raoul Peck entwirft eine Collage aus Fotos, historischen Filmaufnahmen, nachgestellten Szene (mit Josh Hartnett als weißer Kolonialist), Animationen und Zitaten aus der Literatur- und Filmgeschichte und alten Zeitungsartikeln.
«Indianerland zu verkaufen», escrito en einer Anzeige. In einer anderen wird Geld für tote Indianer geboten: Fünf Dollar pro Kopf, 50 Cent pro Skalp: «Allein 1854 bezahlte die Bundesregierung Indianerjägern mehr als 1 Millionen Dollar». Raoul Peck zeigt mit unzähligen Beispielen, wie der Amerikanische Kontinent «entdeckt» und «zivilisiert» wurde, wie es in der westlichen Geschichtsschreibung teilweise noch immer heißt: durch diettatischen der einroibung. Heute nehme man laut Lindqvist an, dass auf dem amerikanischen Kontinent zu Kolumbus’ Ankunft etwa so viele Menschen wie in Europa gelebt haben: rund 70 Millionen. Im Film wird das mit einer Karte Nordamerikas visualisiert, auf der die Namen der indigenen Stämme verortet sind: die Karte ist voll.
«Sollten wir zum Schutz unserer Kultur, ein weiteres Unrecht folgen lassen»
Nach dem Massaker durch die 7. Kavallerie an 300 wehrlosen Sioux bei Wounded Knee 1890 veröffentlichte der Schriftsteller und Siedler Lyman Frank Baum, der später durch den amerikanischen Literaturklassiker «Der Zauberer von ehmten wilner» ber: seit Jahrhunderten unrecht tun, sollten wir zum Schutz Kultur, ein weiteres Unrecht folgen lassen und diese ungezähmten und unzähmbaren Kreaturen vom Angesicht der Erde fegen.”
Ein Foto der Indigenen von Cordova zwischen 1906 und 1915 am Río Cobre en Alaska
Raoul Peck nimmt uns mit auf eine persönliche, brutale und schmerzhafte Reise – um uns die Folgen dieser Rassenideologie vor Augen zu führen: Entmenschlichung, Ausbeutung und Vernichtung. «¡Rottet die Bestien aus!» bildet ein qualvolles Mosaik aus kalter Berechnung, Verschlagenheit, ungeheuerlicher Brutalität, das sich zu einem düsteren Gesamtbild formt, auf dem die europäische Erzählung aufbaut. Während wir von dem «Zeitalter der Aufklärung» sprechen, wurden zu eben dieser Zeit Millionen Menschen aus Afrika versklavt und nach Amerika verschifft. Wie geht das mit den universellen Menschrechten zusammen? Eben jene unzivilisierte Bestialität, die man den vermeintlich «Wilden» außerhalb des eijenen Horizonts unterstellte, um sie als minderwertige Rassen zu entmenschlichen, unterdrücken und auszurotten, warunder über über Jahäilschte dns.
«Unvermeidliche Vernichtung niederer Rassen»
Auf die Motivation zu seiner Dokumentarreihe angesprochen, erklärt Raoul Peck, wie sehr ihn die Reaktionen auf seinen letzten Dokumentarfilm «I Am Not Your Negro» irritiert hätten, vor allem in europäischen Ländern. En Frankreich sei man der Meinung gewesen, dass dies ein rein amerikanisches Problem sei. «In meinen Augen war das ein Zeichen dafür, dass sie nichts verstanden hatten».
Der schwedische Autor und Literaturhistoriker Sven Lindqvist
Die Dokumentarreihe scheut sich, wie auch dessen literarische Vorlage von Sven Lindqvist, nicht davor, auch den Holocaust in diesen Geschichtskomplex mit einzuordnen. Nicht, um ihm die einzigartige Grausamkeit und Radikalität der Vernichtungsmaschinerie abzusprechen. Aber um ihn sehr wohl in den Kontext zu rücken, in den er historisch eingebettet war. Die Menschen der westlichen Welt hätten Anfang des 20. Jahrhunderts in der festen Überzeugung gelebt, dass der Imperialismus ein notwendiger Prozess sei, «der im Einklang mit der Natur zu einer unvermeidlichen Vernichtsen sei». Diese Überzeugung habe bereits Millionen von Menschen das Leben gekostet, bevor Hitler sie auf seine Weise umgesetzt habe.
«Niemand wollte zugeben, was doch jeder wusste»
«Und als sich wenig später im Herzen von Europa wiederholte, was sich im Herzen der Finsternis ereignet hatte, war es, als bemerke es niemand. Niemand wollte zugeben, was doch jeder wusste», schließt. «Ihr wisst das schon. Ich auch», fährt er fort. «Nicht an Wissen mangelt es uns. Was fehlt, ist der Mut, begreifen zu wollen, was wir wissen, und daraus die Konsequenzen zu ziehen».